Tribüne Der Blaue Salon


20.00 Uhr
Der Kontrabass

Der Kontrabass

von Patrick Süskind ("Das Parfum")

Der Kontrabass ist das Solo eines Musikers, der darunter leidet, dass er solo ist und nie ein Solo hat, der wortreich, launig und sprunghaft räsoniert über Gott und die Welt, sein Leben und seine Kunst. Dabei ist er einsam und zweisam zugleich, da untrennbar verbunden mit einem Partner, der ihn frustriert und auch mit Stolz erfüllt, den er tragikomisch liebt und hasst: sein Instrument.“ (Theater heute)

In der Einsamkeit seines kleinen schallisolierten Zimmers offenbart sich der Kontrabassist als unglücklicher Kunst-Beamter auf Lebenszeit. Er hasst Wagner, unterschlägt schon mal aus Rache ein paar Noten, findet Dirigenten grundsätzlich überflüssig, kämpft mit viel Bier gegen den Feuchtigkeitsverlust und lässt seinem Frust freien Lauf: Der Kontrabassist, das „Tutti-Schwein“, schimpft über die verkannte Rolle seines Instruments, verdeutlicht (grauenhafte) Kontrabass-Soli via Plattenspieler und ist zu allem Überfluss heimlich in die Sängerin Sarah verliebt, die ihn noch nicht einmal bemerkt hat. Schuld an dieser ganzen Misere ist, wie sollte es anders sein, der schrecklich unhandliche und unelegante Kontrabass.

Patrick Süskind, auch bekannt geworden mit dem Roman „Das Parfum“, schuf mit „Der Kontrabass“ ein furioses Werk, das sich zu den meistgespielten Solostücken der letzten Jahrzehnte entwickelt hat.

Der Kontrabass | 2010 Tribüne